Philharmonie Südwestfalen – Landesorchester NRW, Hilchenbach

Abschied Michael Kolfhaus

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Abschied Michael Kolfhaus

Nach fast 39 Jahren geht unser Solocellist nun in den Ruhestand. Mit dem Sinfoniekonzert am 27. November endet sein Dienst in der Philharmonie Südwestfalen. Orchester und Trägerverein sagen Herzlichen Dank für die vielen Jahre voller Engagement. Natürlich haben wir Michael Kolfhaus zu seiner Zeit im Orchester gefragt. Lesen Sie selbst:

 

Vier Fragen an Michael Kolfhaus anlässlich seiner Pensionierung

♦  Wie war das, als Sie damals zur Südwestfälischen Philharmonie kamen?

»Ich weiß noch, wie mir als Hochschulabgänger etwas bange war vor dem Berufsleben. Es waren die Siebziger Jahre und ich lief damals wie heute am liebsten in Jeans rum. Meine Haare trug ich schulterlang.

Da ich bei Profi-Orchestern  schon mal dann und wann gerne in den Proben zugehört hatte, wusste ich, dass Hosen mit Bügelfalten und Jackett mit Krawatte eigentlich Standard waren. Mir graute davor, mich jetzt so verbiegen zu müssen. Doch meine Bedenken sollten sich in Luft auflösen. Das Orchester, in dem ich meine erste Stelle bekam, war das Siegerland-Orchester. Dieser Klangkörper, der noch kurz zuvor auch als Nachwuchs-Sinfonie-Orchester bezeichnet wurde, präsentierte sich mir wie eine große Gruppe junger Wilder. Die Ältesten von ihnen waren noch unter 40, die meisten aber waren ungefähr in meinem Alter. Von Etikette war nicht das Geringste zu spüren und von einem Verbiegen-Müssen konnte also überhaupt keine Rede sein. Ich wurde von meinen neuen Kollegen mit offenen Armen aufgenommen und fühlte mich in dieser Atmosphäre pudelwohl. Es war eine unglaublich Gemeinschaft, in die ich da hinein geraten war – wir feierten, spielten und palaverten viel miteinander.«

♦  An welche Situationen aus dem Orchesterleben denken Sie gerne zurück?

»Am liebsten denke ich eigentlich an den Neubeginn für unser Orchester nach der Trennung von dem Hagener Orchester zurück. Wir hatten ja damals dieses Konstrukt von einer Halb-Fusion, was für uns alle sehr bedrückend war. Unterschwellig gab es Kompetenzgerangel an allen Ecken, die weiten Fahrten waren stressig und die Zukunft ungewiss. Es gab viel Sand im Getriebe, im Kulturausschuss wurde ständig über uns beraten und die Zeitungen schrieben fast täglich über das Orchester.  Als dann wohl vor allem wegen finanzieller Schwierigkeiten der Verbund mit dem Hagener Orchester gelöst wurde, hatten die Siegener uns endlich als „ihr“ Orchester entdeckt. Eine ganz neue Bindung entstand. Wir spürten, dass man sich für uns interessierte und uns gesellschaftlichen Respekt entgegen gebracht wurde. Wir waren endlich in der Region angekommen und hatten in dem Siegener Publikum unseren Partner gefunden. Eine neue Ära hatte angefangen.

Wenn ich zurückschaue, sehe ich ein Orchester, das sich in der ganzen Zeit unaufhörlich auf dem Weg der Entwicklung befand. Es hat Spaß gemacht, diese Dynamik  zu erleben und an ihr teilzuhaben.«

♦  Was schätzen Sie an Ihrem Beruf besonders?

»Was viele meiner Kollegen als Nachteil empfinden, das habe ich immer geliebt: die Unregelmäßigkeit in der Wochenplanung. Ohne einen festgefügten Termin-Rhythmus fand ich den Berufsalltag bunt und immer wieder neuartig. Die Vielfältigkeit der Arbeit war es aber vor allem, die ich als wertvoll erlebt habe. Die abwechslungsreichen Programme, sinfonische Konzerte, Konzerte mit Chören und das früher regelmäßige Spielen von Opern in Köln, Düsseldorf und Essen – das alles hat begünstigt, dass für Alltagsroutine kein Platz war. Auch dass die Chefs von Zeit zu Zeit wechseln, habe ich als sehr belebend wahrgenommen.«

♦  Mit welchen Erwartungen und Gefühlen gehen Sie in den »Ruhestand«?

»Weil ich meinen Job 38 1/2 Jahre wirklich sehr, sehr gerne gemacht habe, konnte ich mir noch vor kurzem gar nicht vorstellen, dass damit mal Ende sein sollte. Doch viele Kollegen, die diesen Schritt bereits hinter sich haben, konnten mich davon überzeugen, dass der Ruhestand eine wunderbare Alternative ist. Jetzt bin ich soweit und freue mich auf ein Leben ohne Terminkalender, auf die Zeit und Muße für die vielen Aspekte des Lebens, die bisher zu kurz gekommen sind. 

Das Cello behält seinen Platz, es ist für mich eine Art Lebenselixier und gehört zu meiner Identität. Wie gut, dass es Kammermusik gibt! Die Verbindung von Musikmachen und Geselligkeit ist einfach optimal. Klar, dem Mitmachen im großen Orchester werde ich noch ein bisschen nachtrauern, aber es hat ja alles seine Zeit. Und nun fängt eine neue Zeit an.«