Herzlich willkommen zur neuen Saison, in der gleich zu Beginn Grenzen verwischen. In vielen Ländern der Erde wird die Unterscheidung zwischen U- und E-Musik nicht so strikt wahrgenommen wie in Deutschland. George Gershwins Rhapsody in Blue ist ein Beispiel dafür, dass sinfonische Musik sich wunderbar mit Elementen aus dem Jazz und des Blues verbinden lassen – und so wurde es des Komponisten erfolgreichstes Werk. Bei seiner Uraufführung stand das Konzert übrigens unter dem Motto: „Ein Experiment mit moderner Musik“… Ähnliches lässt sich auch beim „Amerikaner in Paris“ entdecken. Nachdem Gershwin 2 Monate lang Paris touristisch besuchte, schrieb er unser heutiges Konzert-Finale, man hört zum Beispiel die Rush Hour auf dem Champs Elysees. Für die Erstaufführung ließ Gershwin extra 4 Hupen von Pariser Taxis einfliegen. Und gäbe es so manche Grenzen nicht, vielleicht wäre Romeo und Julia, die Vorlage von Bernsteins West Side Story, glücklicher ausgegangen. Mit der Adaption ins amerikanische Milieu errang Leonard Bernstein endgültig Weltruhm, die Suite der Tänze arrangierte er 1960, drei Jahre nach der Uraufführung, selber. Ergänzt wird das Programm von zwei eindrucksvollen, vielleicht etwas unbekannteren Tonkünstlern, dem venezolanisch/italienisch-stämmigen Giancarlo Castro D`Addona und der eindrucksvollen Florence B. Price. Letztere war mit über dreihundert Werken sehr produktiv und auch erfolgreich, kämpfte zeitlebens aber auch mit den Grenzen der damaligen Gesellschaft als afro-amerikanische Frau. Ihre zweite Konzertouvertüre verwendet unter anderem Musik aus Spirituals wie „Go Down Moses“ oder „Nobody knows the trouble I’ve seen“.